Test Nikon D800: Pixelmonster mit gemächlicher Gangart

Nikon D800 – was lange währt, wird endlich gut.

Ein etwas ausgelutschtes Sprichwort, in diesem Fall aber treffend, schliesslich wartet die Nikon-Gemeinde schon seit 3 1/2 Jahren auf einen Nachfolger für die D700. Für alle anderen Modellreihen wurden zwischenzeitlich entweder Nachfolgemodelle (D90-D7000) oder verbesserte Varianten (D300-D300s, D3-D3x/s) vorgestellt.

Im folgenden Bericht möchte ich Euch zeigen ob und für wen sich das Warten gelohnt hat.

Das Äussere:

Die D800 ist für den professionellen Gebrauch konzipiert, das Gehäuse ist besonders gegen Staub und Spritzwasser geschützt und besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung. Das schlägt sich zwar auf das Gewicht nieder, betriebsbereit wiegt der Body ca. 900g, ist damit aber doch etwas leichter als Ihre Vorgängerin.

Was die Bedienelemente betrifft bleibt sich Nikon weitestgehend treu. Wer bereits eine Nikon-Kamera in den Händen gehalten hat, wird sich schnell mit der Vielzahl von Knöpfen zurecht finden. Einige kleine Änderungen gibt es natürlich trotzdem. Zum Beispiel hab ich den Fokusmodusschalter sofort gefunden, er ist immer noch am gewohnten Ort, aber da steht nur AF oder M zur Auswahl… Kann man jetzt nicht mehr zwischen AF-S und AF-C auswählen? Doch kann man. Man muss dazu jedoch noch die AF-Modus-Taste drücken, welche sich auf dem Fokusmodusschalter versteckt, und das hintere Einstellrad drehen. Dreht man das vordere Einstellrad ändert man die Messfeldsteuerung. Auch dafür gibt es nämlich keinen separaten Schalter mehr.

Das Bedienkonzept macht aber durchaus Sinn, so dass man sich schnell an die Kamera gewöhnt.

Die inneren Werte:

Natürlich ist als erstes der 36 Megapixel Vollformat CMOS-Sensor zu erwähnen. Eine glatte Verdreifachung der Auflösung zum Vorgängermodell. Die hohe Auflösung bringt neben den offensichtlichen Vorteilen, wie z.B. dem hohen Detailreichtum aber auch einige Einschränkungen mit sich.

Zunächst einmal werden die Bilddateien gross… Und mit gross meine ich sehr, sehr gross. Der Kredit für den neuen Computer sollte schon vorgängig aufgenommen werden. Eine Tiff-Datei in der grössten Bildgrösse bringt es auf unlustige 108,2 MB. Unlustig deshalb weil man sich vorstellen kann wie viel Freude die Bildbearbeitung mit solch grossen Dateien bereitet. Selbst verlustfrei komprimierte 12-bit RAWs (eine häufig gewählte Einstellung) bringen es, im FX-Format, noch auf 32,4 MB. Da passen auf eine 8GB-Speicherkarte gerade noch 133 Bilder.

Ein weiteres Problem solcher Dateigrössen ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Kamera. Bei dieser Flut an Bildinformationen kommt die Expeed3-Engine doch irgendwann an ihre Grenzen. Das macht sich dann in der Serienbildgeschwindigkeit bemerkbar. Das höchste der Gefühle, im FX-Format, sind 4 Bilder/s. Schneller wird man nur indem man Kompromisse eingeht, d.h. mit optionalem Batteriegriff, AA-Batterien und im DX-Bildfeld (Auflösung ist nur noch knapp 16 Megapixel). Da schaffen wir dann max. 6 Bilder/s.

Das führt mich zu meinem ersten Statement. Die D800 ist meiner Meinung nach, mit Ihrer hohen Auflösung die ideale Kamera für Architektur-, Landschafts-, und Studiofotografie. Überall wo man aber um eine hohe Serienbildgeschwindigkeit froh ist, wie z.B. Sport- oder Tierfotografie sollte man sich überlegen ob man mit einer D300s, einer D700 oder sogar einer D3/D4 nicht besser bedient ist. Der noch zu erwähnende, durchaus schnelle und präzise Autofokus nützt nämlich nichts wenn die Kamera im entscheidenden Moment nicht auslöst.

Ein Vorteil von Vollformatsensoren war und ist aber das gute Rauschverhalten. Die D800 muss hier keinen aktuellen Vergleich scheuen.

Ich habe für diesen Bericht einen kleinen Vergleich mit der D3 gemacht, welche ja schon sehr rauscharm ist. Die ISO-Empfindlichkeit ist bei beiden Kameras fast identisch, die D800 kann aber noch eine Stufe tiefer auf ISO 50.

Das Ziel des Tests war ein Vergleich der Bilder, die die Kameras out-of-the-cam, mit geringer Rauschunterdrückung liefern. Ich habe bewusst darauf verzichtet RAW-Dateien zu verwenden. Die Konvertierung, die ein RAW-Konverter durchführt ist häufig von Kamera zu Kamera unterschiedlich und ich wollte nicht die Ergebnisse der Konverter sondern der Kameras vergleichen.

Das Rauschverhalten ist, wie man an den Bildern sehen kann, trotz der hohen Anzahl Pixel, die sich auf dem Sensor zusammendrängen, bemerkenswert.

Da kann man sich gut überlegen nicht auch mal, die oft missverstandene ISO-Automatik einzusetzen. Die D800 bietet nämlich hier noch eine interessante Neuerung. Früher konnte man für die ISO-Automatik nur eine längste Belichtungszeit angeben, je nach angesetzter Brennweite war das aber genau die Falsche. Die D800 kann nun auf Wunsch die längste Belichtungszeit automatisch bestimmen, je nachdem welche Brennweite eingestellt ist. Das ist vor allem bei Zoomobjektiven sehr nützlich.

Wer noch mehr Tests und Vergleiche, auch mit anderen Kameras möchte, dem kann ich die Seite kenrockwell.com empfehlen.

Nebst den erwähnten Features beherrscht die D800 noch einige andere nette Tricks, welche inzwischen fast schon vorausgesetzt werden an einer DSLR. Natürlich kann sie filmen (full HD), mehrfach-, langzeit- und intervallbelichten. Einfachere Bildbearbeitungen können bereits an der Kamera vorgenommen werden und und und. Neu an einer Nikon ist allerdings ein HDR-Modus. Andere Kameras können das schon länger, nun bietet die D800 diese praktische Funktion auch. Natürlich können HDR-Bilder auch immer nachträglich am Computer erstellt werden, trotzdem ist es doch recht praktisch wenn man schon out-of-the-cam einen erhöhten Dynamikumfang erkennen kann. Der HDR-Modus funktioniert recht zuverlässig. Es werden 2 Bilder mit unterschiedlicher Belichtung, die Differenz kann eingestellt werden, erstellt und übereinander gelegt. Hier könnt Ihr mal den Unterschied sehen.

Fazit:

Nikon hat seine Hausaufgaben gemacht und eine solide Kamera auf dem aktuellen Stand der Technik auf den Markt gebracht. Nun ist die Konkurrenz wieder am Zug.

Der Sensor mit seiner hohen Auflösung ist meines Erachtens sowohl Plus-, wie auch Minus-Punkt.

Das erleichtert zugleich den Kaufentscheid: Wer die hohe Auflösung oder das tolle Rauschverhalten braucht dem kann ich die D800 empfehlen. Wer aber auf Geschwindigkeit angewiesen ist oder nicht die neusten technischen Features benötigt, ist mit den etwas älteren Modellen wohl besser bedient.

Alle Testbilder habe ich auf Picasa in voller Auflösung veröffentlicht.

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